Der Roman „Davor und Danach“ von Nicky Singer thematisiert Flucht, Klimaveränderungen und was Menschlichkeit und Vertrauen bedeuten. Mhairi macht sich auf dem Weg vom Sudan in Richtung Schottland, ihrer Geburtsheimat. Sie verliert beinahe alles, außer ihren Überlebenswillen. Ein kleiner Junge schließt sich mit ihr zusammen und gemeinsam überwinden sie Grenzen, Hunger und Angst.
Heimat und Zugehörigkeit spielen eine wichtige Rolle und die Einführung eines Weltbürgerpasses verkompliziert die Identifikation mit einem Land und macht unzählige Menschen obdachlos.


Es ist interessant wie Singer psychologisch das Trauma des beobachteten Elends und Tod darstellt und das Grauen für den Lesenden erlebbar macht.
Verdrängte Gedanken und Zeichen eines Traumas wie Verstummung, Schlafstörungen und bestimmte Trigger und Mantra-artige Beruhigungen werden deutlich von der Autorin mit in die Geschichte eingearbeitet.
Die gespannte Liebesgeschichte hätte ich nicht unbedingt gebraucht, die wurde ein bisschen lieblos entworfen, ist zwar nötig, um das überraschende Ende zu ermöglichen, aber wirkt doch sehr konstruiert. Auch die kurzen Kapitel ermöglichten mir am Anfang keinen guten Lesefluss, aber porträtieren optimal Mhairis Gehetztheit und Reizüberflutung.
Es ist wichtig Bücher über solche schmerzhaften Themen, zu schreiben und zu lesen, damit man ansatzweise das Leid vieler Millionen Menschen verstehen kann.

Das Buch empfehle ich allen, die sensibel auf die genannten Themen reagieren und sich davon berühren lassen. Alle die eher etwas mit leichter Unterhaltungslektüre anfangen können, werden dieses Buch jedoch etwas befremdlich und möglicherweise belehrend und an das Gute im Menschen appellierend finden.

Silja

übersetzt von Birgit Salzmann
Oetinger Verlag
ab 14 Jahren
384 Seiten
ISBN 978-3-8415-0617-7
€ 12,00

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