Ich fange einfach mal am Anfang an, denn der Text des Romans “Junge ohne Namen” von Steve Tasane beginnt schon direkt auf dem Cover, weshalb er mich auch sofort angesprochen hat. Auch die Überschriften der Kapitel sind ganz besonders ausgewählt, aber wie, das erfährt man beim Lesen.
I ist ein (schätzungsweise) zehnjähriger Junge, der auf der Flucht seine gesamte Familie, alle seine Papiere und damit auch seinen Namen verloren hat. So wie viele andere Kinder im Flüchtlingslager, die nur noch mit Buchstaben angeredet werden. Doch zusammen mit seiner Freundin L, ihrem Bruder E und mit dem Mädchen V versucht I dem schwierigen Alltag im Lager zu trotzen.
Besonders schön an dem Buch finde ich die Erzählweise. Obwohl ich es sehr gerne mag, wenn Texte ausgeschmückt sind, fand ich die minimalistischen Beschreibungen im Buch relativ angenehm zu lesen, mir ist nie langweilig geworden. Es wäre auch falsch gewesen, hätte Steve Tasane alles mit Worten verschönert, denn das Leben, das im Buch beschrieben wird, ist auch nicht gerade schön. Deshalb hat die Sprache so auch gut zum Inhalt gepasst. Die Hauptperson I erzählt so, wie es ein Kind in dem Alter tun würde, wenn es einem Freund seine Geschichte erzählen würde, und nicht wie Erwachsene es schildern würden.
Was mir außerdem sehr gut gefallen hat und was das Buch meiner Meinung nach auch ausmacht ist, dass I trotz der schwierigen Situation immer zuversichtlich bleibt und sich auch viele Dinge ausdenkt, mit denen er den anderen Kindern das Leben im Flüchtlingslager angenehmer und schöner machen kann.
Den Deutschen Jungendliteraturpreis, mit dem der Roman ausgezeichnet wurde, hat er sich meiner Meinung nach verdient, vor allem weil er ein wichtiges Thema beinhaltet, nämlich die Migration und das Leben in Flüchtlingslagern. Ich finde es gut, dass so etwas auch in Büchern aufgegriffen wird und damit auch Jüngeren nahegebracht wird. Aber auch für Ältere finde ich es sehr schön zu lesen; Ich selbst bin rund vier Jahre älter als der Junge im Buch und es wird mir trotzdem sicher noch sehr lange im Kopf bleiben. Vor allem weil klar wird: Flüchtlingskinder sind eben keine Kinder ohne Namen, sie sind wie alle anderen Kinder, bedeuten auch etwas und gehören dazu!
Antonia
übersetzt von Henning Ahrens
Fischer Sauerländer
144 Seiten
ISBN: 978-3-7373-5643-5
€ 16,00