Ich war mir zunächst nicht ganz sicher, ob mir der Roman „Hush – Verbotene Worte“ von der Autorin Dylan Farrow gefallen würde, doch ich entschied mich trotzdem, es zu versuchen und ich habe es nicht bereut.
Man taucht in das von Armut getränkte Leben von Shae ein. Sie lebt mit ihrer Mutter in Montane, außerhalb eines kleinen Dorfes namens Aster. Ein Ort, der von den sogen. Barden beherrscht wird und an dem jeder jeden gegenseitig an die herrschenden Barden verrät, um sich in der kalten Welt einen Vorteil zu verschaffen. Niemand hinterfragt das Handeln der Baden, denn nur sie können mit ihren Worten Magie kontrollieren und die Realität verändern.
Die Dorfbewohner fürchten sich vor Shaes Familie. Der Grund dafür ist eine Krankheit, die diejenigen befällt, die mit Tinte in Kontakt gekommen sind oder sich mit verbotenen Worten verunreinigt haben. Shaes Bruder starb an dieser mysteriösen Krankheit und seitdem ist ihre Mutter stumm.
So wurde das Lesen und Schreiben in ganz Montane verboten, um eine neue Pandemie zu verhindern.
Shae hat ein Geheimnis: Alles, was sie stickt, wird lebendig. Deswegen fürchtet sie, dass sie an dem Fluch der „blauen Flecken“ leidet und bittet die Barden, als diese in ihr Dorf kommen, um Hilfe. Doch sie wird von dem Barden Revod weg geschickt.
Als die Barden wieder verschwinden passiert etwas, was Shaes Leben komplett verändert und so ist sie gezwungen die Barden erneut aufzusuchen, um die Wahrheit über das, was passiert ist, aufzudecken. Allein auf sich gestellt begibt sie sich nun auf eine Reise voller Gefahren.
Insgesamt hat mir der Roman sehr gut gefallen. Er hat einen hohen Unterhaltungswert, so dass ich den Roman in zwei Tagen durchgelesen habe. Ich fand die Idee der Geschichte ebenfalls sehr interessant. Zu keinem Zeitpunkt verspürte ich Langeweile, sondern eher Spaß immer weiter zu lesen. Die Aussagen hinter dem Roman fand ich auch sehr spannend: Mit Lügen und Propagandageschichten kann man die öffentliche Meinung so beeinflussen, dass die Wahrheit verdrängt wird. Wem kann man also vertrauen und wem nicht? Um die Wahrheit zu erkennen muss man hinterfragen, auch wenn man dabei auf Widerstand stoßen wird.
Ich fand das Buchcover sehr schön gestaltet und die Überschrift war ein richtiger Eyecatcher, es passte jedoch nicht zu der Protagonistin, da sie braune Haare hat.
Auch der Einstieg in das Buch ist sehr gelungen. Allein der erste Satz „Zuerst färben sich die Adern im Handgelenk blau, damit fängt es an.“ hat mich gezwungen weiter zu lesen. Ich wollte unbedingt wissen, was es damit auf sich hat. Besonders interessant war, dass es in der Wir-Form geschrieben wurde und man als Leser sofort in das Geschehen involviert war.
Der Leser bekommt einen Einblick auf das Schicksal Shaes Familie und ich konnte mich sofort in Shae hineinversetzten und mit ihr mitfühlen.
Nach diesem schicksalhaften Tag, an dem ihr Bruder starb, erfährt sie sehr viel Hass und Abneigung, was mir sehr leid tat.
Der Schreibstil der Autorin war gut zu lesen, doch es gab an manchen Stellen Wiederholungen und es wurde sprunghaft von einem Ort an den nächsten gewechselt. Ich wusste in manchen Situationen nicht, wo sich Shae gerade befand.
Die Hauptfigur ist mir direkt sympathisch gewesen. Sie hat eine starke Persönlichkeit und mit ihrer eigensinnigen, sturen Art, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, war sie sehr einzigartig, auch wenn sie dabei machmal sehr verletzend sein konnte. Shae ist mutig, aber auch extrem naiv. Ich habe manchmal nicht verstanden, warum sie nie etwas hinterfragt, obwohl sie hätte merken müssen, dass etwas falsch läuft. Wieso vertraute sie allen so schnell? Ich konnte auch nicht verstehen, wie sie so schnell weiter machen konnte, obwohl sie prinzipiell alles verloren hat.
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Am Anfang lernt der Leser die einzigen Freunde von Shaes kennen, die sie nicht abstoßen: Fiona und Mads. Sie sind für Shae in dieser harten Zeit da und und haben sich zu Missgunst der Dorfbewohner nicht von ihr abgewendet.
Ich mochte Fiona sehr. Sie war immer sehr gut zu Shae und ich fand es um so schlimmer, dass Shae sie anfangs so unfair behandelt.
Mads war mir zunächst sehr unsympathisch, was sich am Ende jedoch ändert. Er mag Shae und sie mag ihn auch, aber sie sieht ihn als Trostpreis, da sonst niemand etwas mit ihr zu tun haben möchte. Ich habe mich gefragt, warum sie ihre einzigen Freunde, die wirklich hinter ihr stehen, schlecht behandelt.
In der laufenden Geschichte hält Mads ums Shaes Hand an. Da sie viele andere Sorgen hat, lehnt sie ab, was Mads enttäuscht. Shae hat nicht erkannt, wie wichtig beide Freunde für sie sind. Erst gegen Ende der Geschichte begreift sie, muss dafür aber fast sterben.
Was mir besonders gut gefallen hat war, dass es eine kleine Liebesgeschichte zwischen Shae und Revod gibt. Sie spielt sich eher im Hintergrund ab, was aber auch besser zu der gesamten Story passt, aber auch eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Handlungen einnimmt.
Was ich nicht so gut fand, waren die anderen Nebencharaktere, wie Cathal, Ravod oder Kennen, da sie für mich irgendwie unnahbar waren. Man erfährt nicht wirklich viel über sie, auch, wenn es sich zum Ende hin etwas verbessert.
Wie die Autorin die Welt beschreibt, erschien mir ein wenig blass. Ich konnte mir nur grob vorstellen wie Shaes Dorf, deren Bewohner, ihr Haus, die Welt um sie herum und das Hohe Haus aussieht.
Auch manche Fragen sind zum Schluss offen geblieben. Was genau hat es mit der Krankheit genau auf sich? Was haben die Barden mit all dem zutun? Und was hat es mit dem geheimen Gondal auf sich? Doch vielleicht werden diese Fragen im nächsten Band beantwortet.
Gegen Ende hin passieren viele Dinge sehr schnell und es gibt eine Stelle in dem Roman, die sehr verwirrend und skurril für mich war. Ich habe diese Textstelle kaum verstanden und ich habe nicht genau verstanden, was passiert. Allerdings konnte man sich dadurch in Shae hineinversetzen, da sie genauso verwirrt war, wie ich.
Der Roman weist die typischen Charaktere auf, wie die Heldin, den besten Freund, den Bösewicht und jemanden, der am Ende gut wird. Der Leser bemerkt sehr früh, wer welche Rolle einnimmt, doch alles war in sich stimmig und hat Sinn ergeben.
Ich mochte das Ende sehr. Es gab zwar keinen besonderen Cliffhanger, aber dennoch war es nie langweilig.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass ich sehr viel Spaß beim Lesen hatte und ich immer wissen wollte, was noch passiert. Das spricht auf jeden Fall für das Buch. Auch wenn es ein paar negative Aspekte gibt und ein paar Sachen fehlen oder nicht wirklich zu dem Handlungsstrang beitrug, kann ich den Roman „Hush – Verbotene Worte“ nur empfehlen. Ich freue mich auch den nächsten Band und hoffe damit auch, dass ungeklärtenFragen beantwortet werden.
Lotte
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Alexandra Ernst
Loewe Verlag
ab 14 Jahren,
416 Seiten,
ISBN 978-3-7432-0516-1
€19,95