„Marilu“ wurde von Tania Witte verfasst und ist ein Buch, das sich kaum in eine Kategorie einordnen lässt. Die Hauptfigur Elli ist eine Freundin von der bipolaren Marilu und lernt sie in Sonnenblick, einer psychatrischen Klinik, kennen. Gemeinsam mit ihrem Bruder Lasse folgen sie einem Hilferuf, den Marilu ihnen per Post hat zukommen lassen. Es ist eine nervenaufreibende, dramatische Schnitzeljagd, bei der es um Leben und Tod geht. Die beiden werden mit ihren Ängsten und Marilus emotionalem Balanceakt konfrontiert. Sie sind hin und hergerissen zwischen Sorge und Wut gegenüber Marilu.
Der Leidensdruck, der auf Angehörigen von psychisch Erkrankten, wie Bruder Lasse lastet wird spürbar und steigert das Bewusstsein dafür. Die Komplexität von Beziehungen, die einem schaden und gleichzeitig das meiste auf der Welt bedeuten regt ebenfalls zum Nachdenken an.
Elli distanzierte sich nach dem Klinikaufenthalt und begann ein neues Leben, in dem sie diese Zeit verdrängt. Nun wird ihr bewusst, dass die Vergangenheit einen immer einholt und das nichts unabwendbar Schlimmes passiert, wenn dem so ist. Sie entdeckt sich ganz neu auf dieser Suche nach Marilu und lernt, Vertrauen zu Bekannten, Fremden und sich selbst zu fassen.
Man bekommt einen Einblick in ihre Bewältigungsstrategien und Umgang mit Perfektionismus und Erschöpfung. Mir gefällt es wie Witte es schafft, dass man in ihre Gedankenwelt eintauchen kann. Sie ist extrem reflektiert und lernt trotzdem jeden Tag eine neue, weise Lektion. Die Jugendlichen sind seelisch auf ihre persönliche Art gebrochen und erleben dennoch gute Tage, verbreiten Hoffnung und unterstützen sich gegenseitig. Mir gefällt das Buch sehr und ich würde es ab 15 Jahren für reife junge Menschen empfehlen.
Silja, 17 Jahre
Arena Verlag
ab 14 Jahren
288 Seiten
ISBN 978-3-401-60588-3
€ 15,00